Psychische Belastung nach Unfällen


Bei Verkehrsunfällen werden die Beteiligten immer mit Bildern konfrontiert, die sie noch lange Zeit beschäftigen. Durch den begleitend einhergehenden Schockzustand nehmen sie oft das ganze Ausmaß des Erlebten nicht wahr. Aber nach einiger Zeit auch der körperlichen Genesung drängen sich diese Bilder als Flashbacks (aufdrängende Erinnerung) in wiederkehrenden Alpträume oder unerwarteten Auslösern des Alltags wieder auf.
Der Versuch, diese Erlebnisse zu verdrängen oder die Erinnerung daran auszulöschen, scheitert immer wieder an einem Auslöser. Meist ist es ein Bild, oft auch nur ein Gedanke oder ein Geräusch, das uns das Ereignis erneut präsent werden lässt. Die Folgen sind meist Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Ängste, Panikattacken bis hin zu Depressionen mit sozialem Rückzug oder beginnendem Burn-out.
Wie kommt es dazu? Bei einem Schockerlebnis funktionieren Verbindungen zwischen den verschiedenen Gehirnarealen nicht mehr. Das bedeutet, dass unsere Emotionen und instinktiven Angstreaktionen unser rationales Denken und unser Zeitgefühl massiv beeinflussen. Betroffene sind wieder im Schockzustand und erleben das Trauma als gegenwärtig. Über logisches Denken können Gefühle wie Angst, Panik oder Gefühllosigkeit nicht verändert oder ausgeschaltet werden.
Um es nicht so weit kommen zu lassen sollten, sollten Betroffene so früh wie möglich psychotherapeutische Hilfe annehmen. In einer Therapie geht es erst einmal darum, diese Bilder in zeitlicher Abfolge als ganze Geschichte darzustellen, damit wir begreifen, was eigentlich passiert ist. Oft aber ist durch den Schockzustand ein Trauma (starke seelische Erschütterung) mit Erinnerungslücken ausgelöst worden.
Um Betroffenen zu helfen, ist es wichtig, über logische Lösungsmethoden hinaus zu gehen, um über das Unbewusste Zugang zu den belastenden Bildern und Eindrücken zu bekommen. Dazu bedient man sich in der Traumatherapie sogenannter „body-sensations“ (Körpergefühle) und Emotionen, die in unserer emotionalen Gehirnarealen als Sinneseindrücke abgespeichert sind, um sie dann über die kognitive (logisch denkende) Gehirnhälfte zu verarbeiten.
Nicht nur Betroffene, sondern auch Ersthelfer, die nicht als unmittelbar Beteiligte in ein Unfallgeschehen eingebunden sind, können mit dieser Form der Traumatisierung reagieren (Beispiel: ICE-Unglück von Eschede). Sie sollten sich, wenn sie Anzeichen der genannten Symptome feststellen, nicht scheuen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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