Trauern und Loslassen
Gerade wenn wir an Allerheiligen am Grab unserer Verstorbenen stehen und ihrer Gedenken, ist es für viele Trauernde eine Erleichterung wenn sie rituell, z.B. indem sie eine Kerze anzünden, noch einmal Kontakt zu der geliebten Person aufnehmen können. Wir sollten es dabei jedoch nicht versäumen, dass wir unsere Verstorbenen auch gehen lassen sollten.
Der Trauerprozess ist dazu da, den Verlust eines Angehörigen akzeptieren zu lernen. Doch wenn sich auch nach Jahren der Schmerz nicht verändert, sollten wir uns fragen, woran das liegt. Viele können ihre Verstorbenen nicht loslassen. Beispielsweise werden Zimmer nicht ausgeräumt oder der Stuhl am Tisch bleibt frei, als würde man auf die Rückkehr der bzw. des Geliebten warten.
Die Gründe liegen oft daran, gerade bei einem plötzlichen Tod, dass wir nicht mehr Abschied nehmen konnten. Es ist das Unerledigte und Unausgesprochene, was es so schwer macht, den Tod des Anderen anzunehmen. Manchmal reden wir uns dann ein, wir dürften keine positiven Gefühle mehr spüren, nur weil wir dass einzig Positive in unserem Leben verloren haben.
In der Traumatherapie haben sie die Möglichkeit Ihre Gefühle noch einmal genauer anzuschauen, um das „Warum“ zu begreifen. Wir haben keinen objektiven Blick mehr, da wir uns durch die Trauer nicht mehr an alles erinnern können und andere Dinge bewusst nicht wahr haben wollen. Gerade Schuldgefühle haben meist einen anderen Hintergrund, der unbewusst, mit dem Verstorbenen in Zusammenhang gebracht wird. Oft wirken auch Leitsätze aus der Kindheit, wie „er hat mich verlassen“, „ich bin alleine“ oder „nur er / sie hat mich geliebt“. Hinzu kommt, dass wir meist keinen objektiven Blick mehr auf den Trauerprozess besitzen, da wir uns durch die Trauer nicht mehr an alles erinnern können und andere Dinge bewusst nicht wahr haben wollen. Durch das Verarbeiten der Gefühle und das Zusammenfügen der verloren gegangenen Erinnerungssplitter, lernen wir unseren psychischen Schmerz zu verstehen.
Der Verlust eines geliebten Menschen kann ein Wendepunkt in unserem Leben sein, sowie die Möglichkeit zu seelisch-geistigem Wachstum. Dazu gehört auch das Verstehen, dass wir Loslassen dürfen ohne den Verstorbenen zu vergessen.
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